Was bedeutet das?
Seit der Kindheit haben wir gelernt, sind wir darauf konditioniert, dass wir bei körperlichen Beschwerden zum Arzt gehen sollten. Das ist prinzipiell nicht falsch, da die Ärzte alles über Symptome und Krankheit gelernt haben. Allerdings passiert dabei, dass wir unsere Verantwortlichkeit für unseren Körper abgeben, somit passiv werden, Erduldende, wie dies auch der Ausdruck „Patient“ richtig beschreibt.
Bei diesem Vorgang, die Verantwortlichkeit bei körperlichen Beschwerden und Krankheiten geradezu reflexhaft an einen Arzt abzugeben, wird allerdings Wichtiges übersehen. Das habe ich erst nach meiner Krankenhaustätigkeit erkannt:
Während meiner Klinikzeit funktionierte die an der Universität und in Krankenhäusern gelernte Medizin sehr gut: Die Patienten kamen mit ihren Beschwerden und Krankheiten, ihnen konnte geholfen werden und sie konnten nach einigen Tagen oder Wochen gebessert oder geheilt das Krankenhaus wieder verlassen.
In der Praxis, wo ich Patienten nicht nur für Tage oder Wochen, sondern für Monate oder Jahre sah, ergab sich ein völlig anderes Bild mit 4 zentralen Beobachtungen:
- Mehr als die Hälfte der Patienten, die in die Praxis des niedergelassenen Arztes kommen – nach amerikanischen Statistiken bis zu 86(!)% – haben Beschwerden, z.T. sogar sehr heftige, ohne dass eine medizinisch fassbare Ursache gefunden werden kann. Dies ist ein Dilemma für Arzt und Patient, denn: Können alle diese Patienten Spinner, Hypochonder oder eingebildete Kranke sein? Hinzu kommt, dass es im Mittel 7 Jahre dauert, bis diese Patienten einen geeigneten Arzt oder Therapeuten finden. Wieviel Leid für diese Patienten und wieviel Kosten für ihre Krankenkassen?!
- Nicht selten kommt es vor, dass ein Patient regelmäßig alle vorgeschlagenen Vorsorgeuntersuchungen macht, vom Arzt beste Gesundheit bescheinigt bekommt – und kurz darauf – vielleicht sogar lebensbedrohlich – erkrankt?! Muss dies nicht Ursachen, erkennbare und verstehbare Ursachen haben?!
- Chronische Erkrankungen, z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rheuma, sind medizinisch nicht heilbar. Häufig verlieren anfänglich wirksame Medikamente ihre Wirkung. die Dosis oder die Anzahl der Medikamente muss erhöht werden, Nebenwirkungen treten auf usw. muss es hier nicht eine Kraft, einen Wirkfaktor im Menschen geben, die diese Phänomene bewirken, die aber durchaus erkennbar und vielleicht sogar behandelbar sind?!
- Menschen, die erkranken, werden zu Patienten, d.h. zu passiv duldenden Menschen, die behandelt werden müssen. Sollte es nicht heilsamer sein, wenn diese Menschen aktiv bleiben, selbstbestimmt Handelnde, die sich von sachkundigen Ärzten beraten lassen, aber Mitverantwortung übernehmen und über die Therapie mitentscheiden?!
Bei der Suche nach einer Antwort auf alle diese Fragen konnte ein Modell entwickelt werden, wie alle(!) diese Phänomene erklärbar und verstehbar sind. Es konnte ein Konzept entwickelt werden, wie gemeinsam mit dem Patienten eine erfolgreiche Therapie durchgeführt werden kann.
Das Konzept, das ich entwickelt habe, lautet: so viel „Medizin von außen“, d.h. durch Ärzte und Therapeuten, wie nötig und so viel „Medizin von innen“ wie möglich. Diese „Medizin von innen“ stärkt die Autonomie, die Selbstbestimmtheit des Patienten, sie muss allerdings gelernt werden.
Um diese „Medizin von innen“ zu lernen, habe ich Bücher geschrieben, halte ich Vorträge und gebe ich Seminare. Damit Sie sehen, dass das für Jedermann erlernbar ist, möchte ich hier kurz mein Konfliktmodell vorstellen, das die meisten Beschwerden und Krankheiten schnell und einfach erklärt:
Gesundheit ist die Harmonie von Körper und Seele, wir sind im inneren Einklang. Krankheit beginnt mit einem Konflikt. Bei einem Konflikt stehen sich 2 Faktoren gegenüber, die sich „beißen“. In Analogie zu einem Computer nenne ich diese 2 Faktoren Programm 1 und Programm 2. Ein Computer würde in einer solchen Situation abstürzen. Nicht so der Mensch. Wenn sich beim Menschen 2 Programme „beißen“ würden, wir nennen dies einen Konflikt, wie z.B. die Gedanken vor einer Prüfung „ich muss es schaffen“ – „aber ich schaffe es nicht“, dann gerät dieser Mensch unter Spannung, in ihm staut sich Energie. Das können wir leicht feststellen: wir werden nervös, unruhig, haben ein mulmiges Gefühl oder ähnlich. Fragen wir uns an dieser Stelle „was ist los?“, erkennen und lösen den Konflikt, dann verschwindet dieses Phänomen.
Machen wir das nicht, bleibt der Konflikt bestehen, dann macht sich dies über kurz oder lang als körperliches Symptom bemerkbar: es schlägt mir auf den Magen, zerreißt mir das Herz, geht mir an die Nieren – die Sprache kennt hierfür viele Ausdrücke. All‘ das könnte verschwinden, wenn wir den Konflikt lösen würden. Das konnte ich in vielen 1000 Gesprächen nachweisen.
Machen wir das nicht, bleibt der Konflikt weiterhin bestehen, dann produziert der Körper die Lösung in Form eines körperlichen Prozesses, den wir Krankheit nennen. Wenn wir in dieser Situation nur die „Medizin von außen“ einsetzen, werden wir den wahren Grund für die Krankheit nicht erkennen. Bei der „Medizin von innen“ lernen wir, auf unsere Gedanken und Gefühle zu achten und die Konflikte früh „zu entschärfen“. Das klingt einfach, ist auch einfach. Da es allerdings für uns völlig ungewohnt ist, muss es erst (wieder) gelernt werden: Gesundheit aus eigener Kraft.